Tatsache ist: sehr, sehr viel.
Am Anfang, wenn der Welpe einzieht, hat man noch die rosarote Brille auf. Der Kleine ist einfach nur süß. Doch die Realität holt einen schnell ein. Von nächtlichen Pinkelunfällen über zerstörte Möbel bis hin zu stundenlangen Kauattacken – die Welpenerziehung hält so manche Überraschung bereit.
Dabei macht der Welpe einfach nur das, was Welpen halt so machen. Er macht keine Fehler. Diese passieren immer nur auf der menschlichen Seite.
In diesem Artikel findest du eine (nicht vollständige) Liste an Dingen, die man als Mensch falsch machen kann, wenn ein Welpe einzieht. Es kann sein, dass dich diese Liste überwältigt, aber ich stimme Ingeborg Bachmann zu: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“
Hier also eine Liste von Fehlern, die WelpenbesitzerInnen häufig machen
Man bereitet sich nicht ausreichend auf den Welpen vor, macht die Wohnung und den Garten nicht welpensicher und räumt nicht alles weg, was der Welpe nicht ins Maul nehmen soll.
Man deckt rutschige Böden nicht mit alten Teppichen oder Matten ab. Auf rutschigen Böden zu laufen, ist gefährlich für Welpen und führt zu körperlichen Verletzungen, aber auch zu Unsicherheit und Angst.
Man füttert den Welpen nicht genug oder man füttert das Falsche. Wenn der Welpe nicht genug Nährstoffe bekommt, kann er sich nicht richtig entwickeln.
Man verwendet ein Halsband. Wenn man den Welpen mal festhalten muss oder eine Leine dranhängt, kann es sehr schnell zu schlimmen Verletzungen an der Wirbelsäule, Luft- oder Speiseröhre oder am Kehlkopf kommen.
Man überfordert den Welpen. Man lädt Gäste ein, damit sie den Welpen anschauen können, oder man nimmt den Welpen gleich überallhin mit, damit er alles kennenlernt. Das ist am Anfang zu viel für den jungen Hund.
Man greift den Welpen zu viel an, wuschelt im Fell herum, umarmt ihn, etc. Das ist für Welpen unangenehm. Er beginnt in die Hände zu beißen.
Man lässt den Welpen nicht genug in Ruhe. Kinder wecken ihn auf, wenn er schläft. Er hat keinen sicheren Rückzugsort, wo er ungestört sein kann.
Man nimmt zu wenig Rücksicht auf den Welpen. Wenn er schläft, sollte man leise sein und sich wenig und langsam bewegen, um ihn nicht aufzuwecken.
Man zieht den Welpen an der Leine weiter, weil er nicht spazieren gehen will. Mach das nicht. Wenn dein Welpe sich hinsetzt, dann setz dich zu ihm. Beobachtet gemeinsam die Umwelt. Wenn du weitergehen musst, dann heb ihn auf und trage ihn.
Man geht zu viel mit dem Welpen spazieren. Das ist nicht notwendig und überfordert Welpen schnell. Dann haben sie Stress und es kommt zu den berühmt berüchtigten „Zoomies“.
Man versteht die körpersprachlichen Signale des Welpen nicht. Welpen kommunizieren andauernd mit den Menschen. Wenn die Botschaften nicht ankommen, führt das zu Frust. Der Mensch sollte sich unbedingt darum bemühen, die Hundesprache zu lernen. Er sollte sich auch damit beschäftigen, wie Hunde lernen, um mit seinem Welpen verständlich kommunizieren zu können.
Der Mensch versäumt es, seinen Welpen zu beschützen. Das ist fatal und hat zur Folge, dass der Welpe dem Menschen nicht vertraut.
Der Welpe wird auf eine Hundewiese gebracht, um sich zu sozialisieren. Das ist zwar gut gemeint, kann aber böse nach hinten losgehen, wenn der Welpenbesitzer nicht weiß, wie man einem Welpen Feedback gibt und ihn schützt.
Man lässt den Welpen mit Junghunden spielen. Das ist unfair, weil ein Welpe einem Junghund körperlich unterlegen ist. Und ein Junghund kann noch nicht abschätzen, wie er mit einem Welpen umzugehen hat. Bei so einem Spiel kommt es leicht zu Überforderung und Verletzungen.
Der Mensch spielt zu wenig mit seinem Welpen. Er denkt zu viel darüber nach, was er mit dem Welpen trainieren soll, dabei ist das für die Entwicklung des Welpen gar nicht notwendig. Spielen ist allerdings absolut notwendig.
Der Mensch lässt den Welpen nicht in Ruhe die Umwelt erkunden. Wenn ihr an einem neuen Ort seid, lass dem Welpen so viel Zeit, wie er braucht, um sich da sicher zu fühlen.
Der Mensch ist zu sehr in der „ich-muss-den-Welpen-kontrollieren“ Haltung und lässt ihm dabei viel zu wenig Freiheiten. Kontrolle ist nicht förderlich für eine sichere Bindung!
Der Mensch besucht einen Welpenkurs, bei dem die Welpen immer an der Leine sein müssen. Das führt nur zu Frust. In einem Welpenkurs müssen die Welpen miteinander interagieren dürfen, allerdings müssen die Menschen von einer Trainerin angeleitet werden, wie sie ihren Welpen das richtige Feedback geben sollen. Die Welpen einfach nur spielen zu lassen und nichts zu tun, ist genauso falsch wie die Welpen nur an der Leine zu führen und gar nicht spielen zu lassen.
Der Mensch nimmt seinen Welpen oft im Auto mit, obwohl dem jungen Hund im Auto übel wird.
Der Mensch lässt seinen Welpen in der Nacht alleine. Das ist einer der schlimmsten Fehler. Ein Welpe hat Angst, wenn er alleine ist.
Der Mensch lässt seinen Welpen alleine zu Hause. Auch das führt zu Angst. Welpen dürfen nicht alleine sein.
Der Mensch sperrt den Welpen in eine Box ein.
Der Mensch nimmt dem Welpen sein Futter, seine Kauknochen oder sein Spielzeug weg. Mach das bitte nie. Das erzeugt nur Frust und Ärger und führt sehr oft zu Aggressionsverhalten.
Der Welpe hat nicht genug Wahlmöglichkeiten. Überleg dir, wie und wann du im Alltag auch mal deinen Welpen entscheiden lassen kannst. Gib ihm z.B. mehrere verschiedene Knochen und Kauknochen zur Auswahl, lass ihn sein Spielzeug selbst wählen, indem du es in einer Kiste aufbewahrst, die für den Welpen immer frei zugänglich ist, bereite ihm verschiedene Liege- und Schlafplätze vor, etc.
Man ist übervorsichtig, wenn es darum geht, was der Welpe fressen darf. Ich lasse meine Hunde alles mal probieren.
Man trainiert mit dem Welpen „Sitz“, „Platz“, „Bleib“. Das ist nicht notwendig und kann eher zu körperlichen Schäden führen, wenn man das Training übertreibt.
Man wirft oft den Ball und motiviert den Welpen hinterherzurennen. Das ist keine gute Idee. Das Rennen und Abstoppen ist gar nicht gut für die Gelenke.
Man macht zu wenig mit seinem Welpen, sitzt nur zu Hause rum, sodass der Welpe zu wenig Neues kennenlernt. Das richtige Maß zwischen Ruhe und Erlebnissen zu finden, ist die große Herausforderung für uns Menschen.
Man bietet dem Welpen keine geistige Beschäftigung. Diese ist aber wichtig für die Entwicklung des Gehirns. Lass deinen Welpen kleine Aufgaben selbst lösen und kleine Mutproben bestehen.
Man bestraft seinen Welpen viel öfter, anstatt ihn zu loben. Beobachte deinen Welpen und gib ihm so oft es geht positives Feedback, wenn er etwas macht, das dir gut gefällt. Anstatt ihm zu sagen, was er nicht tun soll, zeige ihm lieber, was er tun soll. Das wird er viel schneller verstehen.
Der Mensch traut sich nicht, seinem Welpen klare und faire Grenzen zu setzen. Das ist auch ein Fehler. Du musst lernen, wie du deinem Welpen eine Grenze setzen kannst, ohne eure Bindung zu gefährden. Aber keine Grenzen zu setzen ist nicht die Lösung. Das macht Welpen unsicher.
Der Mensch ist ungeduldig und hat zu wenig Zeit für seinen Welpen. Es wird leider oft unterschätzt, wie viel Zeit so ein Welpe in Anspruch nimmt. Der Welpe muss 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag Zugang zu einer Bezugsperson haben.
Mit Sicherheit kann diese Liste noch erweitert werden. Wenn du Fragen zur Welpenerziehung hast, wenn du auf der Suche nach Welpenspielgruppen bist und lernen möchtest, wie du deinem Welpen richtig Feedback gibst, dann kontaktiere mich gerne.
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