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AutorenbildSarina Kriechbaum

Kayas Geschichte - Oder: Man nannte sie "Socke"

"Mein Hund frisst alles, was er findet. Auch Dinge, die nicht essbar sind." Das höre ich immer wieder von Kund:innen. Es ist gar kein so seltenes Problem. Auch mir ist es mit Kaya so ergangen. Hier ist ihre Geschichte und wie ich es gemanagt habe.

Ein Hund sitzt in der Küche.
Das ist Kaya, hier schon stattliche 6 Jahre alt.

Kaya kam zu uns, als sie 6 Monate alt war. Sie war ursprünglich aus Ungarn, aber zu der Zeit, als wir sie holten, war sie schon ca. 3 Wochen bei einer Pflegefamilie in der Nähe von Wien gewesen. Sie war zaundürr. Sie hatte, als sie noch in Ungarn lebte, einen Darmverschluss und musste notoperiert werden. Warum? Weil sie Socken fraß. Man nannte sie "Socke" im Tierschutzverein.

2 Hunde schlafen nebeneinander
Kaya (rechts) 1-2 Monate nachdem sie bei uns eingezogen war. Man sieht an der Wirbelsäule, wie dünn sie war.

Ich dachte mir: "Ok. Jetzt hat sie einmal Socken gefressen, wäre fast daran gestorben. Das wird sie ja wohl nicht wieder machen." Oder? Falsch gedacht. Sie war erst ein paar Tage bei uns, da erwischte ich sie mit einem Socken im Maul, der schon zur Hälfte im Rachen steckte. Ich zog den schleimigen, nassen Socken aus Kayas Maul, gab ihr stattdessen etwas zu fressen und dacht mir: Das ist gerade noch mal gut gegangen. Aber was sollte ich nun tun?

Jedes Kleidungsstück, das ungefähr die Größe eines Sockens hatte, wurde so verstaut, dass Kaya nicht dazukam. Ich kaufte einen hohen Wäschekorb mit Deckel, wo Kaya nicht hineinkam. Denn mir wurde bald klar: Sie war wirklich auf der Suche nach diesen Dingen. Die erste Maßnahme war also, die Umwelt so zu gestalten, dass Kaya nicht ihrem "Hobby" des Sockenfressens nachgehen konnte.

Natürlich war das Sockenfressen nur ein Resultat davon, dass die arme Maus in Ungarn sehr schlecht gehalten wurde, wahrscheinlich zu wenig zu fressen bekam, etc. Denn auch beim Spaziergang war Kaya immer auf Futtersuche. Das war meiner Beobachtung nach auch der einzige Grund, weshalb sie spazieren ging. Da wir am Land wohnten, fand sie im Wald immer ein bisschen Reh- oder Hasenkot. Das habe ich sie fressen lassen. Maßnahme zwei war also: Ungefährliche Dinge, auch wenn ich sie grausig fand, habe ich sie fressen lassen. Hat ihr nicht geschadet.

Als Drittes war wichtig, dass sie lernen durfte, dass sie bei uns immer genug zu fressen haben wird. Ich hab sie 3 Mal pro Tag gefüttert und zwischendurch immer wieder eine Schüssel Gemüse für sie gekocht und püriert. Auch das hat sie ohne Probleme gefressen. Zusätzlich bekam sie fleischige rohe Knochen, mit denen sie sich mindestens 45-60 Minuten beschäftigt hat, bevor sie müde einschlief. Das hat sie bis an ihr Lebensende gerne gemacht. Genauso wie jeder Art von Futtersuchspielen und Apportieren (siehe Fotos).

All diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, dass Kaya sich wohlfühlen konnte und keine Angst haben musste, zu verhungern. Und trotzdem hat es bis zu ihrem sechsten Lebensjahr gedauert, bis sie über ihr Trauma hinwegkam. Erst als sie 6 Jahre alt war, begann sie, nicht mehr so hastig zu fressen und Futter, das ich ihr anbot und das sie nicht kannte, erstmal zu beschnuppern anstatt es gleich hinunter zu schlingen. Ich sagte ab der Zeit gern scherzhaft: "Wir haben die Maus endlich satt bekommen!"


P.S. Eine kurze Anekdote darf ich euch nicht ersparen. Es war einmal ein Laib Brot. Der lag da ganz unbekümmert auf dem Regal in der Küche. Eingewickelt in ein Papiersackerl. Alles war ruhig im Haus. Am Abend wollte ich mir dann eine Scheibe Brot abschneiden und etwas jausnen. Aber wo war der Laib? Hatte mein Mann ihn weggeräumt? Nein, hatter er nicht. Wir haben gesucht, wie die Blöden. Kaya hat uns dabei interessiert zugesehen. Bis wir ein Stück vom Papiersackerl unter dem Tisch fanden! Unsere allerliebste Kaya hatte den ganzen Laib mitsamt Verpackung gefressen.


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