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AutorenbildSarina Kriechbaum

Intelligenzspiele - Lust oder Frust?

Wenn man den Begriff "Intelligenzspiele für Hunde" googelt bekommt man ungefähr 61900 Ergebnisse. Die ersten 10 Seiten bestehen hauptsächlich aus Werbung (weiter habe ich dann nicht mehr geschaut). Das sagt uns zwei Dinge: (1) Es ist ein Trend und (2) man kann damit Geld machen. Wenn diese 2 Faktoren zusammentreffen, wedeln vor meinem geisigen Auge die roten Fahnen. Wenn der Mensch Profit wittert, verliert er leicht das eigentliche Ziel aus den Augen, nämlich dem Hund etwas Gutes zu tun. Daher schauen wir uns doch mal an, wie gut solche Intelligenzspiele für Hunde wirklich sind.

Beginnen wir mit dem Versprechen, was solche Intelligenzspiele leisten sollen: "Diese Spiele sorgen nicht nur dafür, dass die Intelligenz des Hundes gefördert wird, sie sorgen auch für eine Menge Spaß und Freude für das Tier und den Halter." Da stelle ich mir schon die erste Frage: Was macht einen Hund denn intelligent? Ich persönlich finde die Hunde am intelligentesten, die einen wunderschönen, bunten, teuren Schnüffelteppich ins Maul nehmen, in die Höhe werfen und dann die herausgefallenen Leckerchen in 30 Sekunden vom Boden aufgefressen haben und dich danach fragend anschauen "War's das?". Der Mensch sitzt im besten Fall enttäuscht daneben und denkt sich "Na, das Geld hätte ich mir sparen können". Warum das der "beste Fall" ist? Weil viele Menschen den Hund nicht selbst machen lassen, wie er will. Da wird das teure Hartplastikspielbrett mit bunten Hütchen und kleinen Laden an der Seite befüllt mit Leckerchen (mit so coolen Namen wie "Dog Twister" - hab ich übrigens auch zu Hause) erwartungsvoll auf den Boden gestellt, aber sobald der Hund einfach reinbeißt und man schon die Zahnabdrücke sieht, jault der Mensch "Neiiiin!" und der Hund schaut verdutzt. Dem ist das nämlich ziemlich egal, dass das Zeug teuer war, oder dass es "Spielregeln" gibt. Das Dazwischengehen des Menschen kann nun verschiedene Auswirkungen auf den Hund haben: (1) Er fühlt sich frustriert und beißt noch mal zu, oder (2) er schreckt zurück und entscheidet, dass das doch nicht so lustig ist, weil der Mensch ihn so unfreundlich unterbrochen hat. Beides übrigens sehr intelligente Reaktionen des Hundes (also erfüllen die Intelligenzspiele doch, was sie versprechen?), aber sie führen nicht zu einem wohligen Gefühl bzw. positiven Emotionen. Das war's dann also mit dem Spaß und der Freude.


Aber sind Intelligenzspiele deshalb schlecht?

Nein, überhaupt nicht. Doch man sollte auch als Mensch ein paar Spielregeln beachten. Wenn du deinem Hund mittels so eines Spiels beibringen möchtest, wie er konzentriert und langsam entweder sein Maul oder seine Pfote einsetzen kann, dann musst du sehr, sehr kleinschrittig vorgehen und dem Hund das Spiel erstmal erklären. Beginne damit, dem Hund das Spiel vorzustellen, und zwar ohne die beweglichen Teile wie Hütchen oder Laden. Stell nur das Brett auf den Boden und lass den Hund schnuppern. Dann leg mal 1 Leckerchen auf das Brett, lass den Hund fressen und leg gleich noch 1-2 drauf. Das nächste legst du dann in die Mulde, wo später das Hütchen draufstehen wird. Befüll alle Mulden und lass den Hund die kleinen Futterstückchen rausfressen. Das erfordert für so manch einen Hund schon ein bisschen Geschicklichkeit, besonders Hunde mit kurzer Schnauze könnten dabei schon frustriert werden, wenn sie nicht dazukommen, weil das Futterstück zu klein ist. Achte also darauf, dass dein Hund leicht zum Futter kommt.


Als nächsten Schritt befüllst du eine Mulde mit Futter und deckst sie erst mal nur halb ab. Entweder stellst du das Hütchen nur halb drauf, oder du legst es seitlich oder du gibst einfach ein Stück Karton über die Hälfte der Mulde. Der Hund soll nun verstehen, dass er das Ding zur Seite schieben muss (mit der Schnauze oder mit der Pfote), um ans Futter zu kommen. Wiederhole das ein paar Mal und achte gut auf die Körpersprache deines Hundes. Beschwichtigt er viel? Dann solltest du eine Pause machen. Danach deckst du das Futter ganz ab, indem du das Hütchen draufstellst bzw. die Mulde ganz mit dem Karton abdeckst. Nun achte auf deinen Hund. Stoßt er das Hütchen gleich um oder schiebt er den Karton zur Seite, dann hat er's wahrscheinlich schon verstanden. Wenn er aber nun verwirrt wirkt, mit der Nase ans Hütchen stößt und es nicht umwirft, dann heb es in dem Moment auf und lass ihn fressen. Manche Hunde brauchen so einen kleinen Zwischenschritt. Das kommt halt auf den Hund an. Mach das noch ein paar Mal und hilf immer weniger. Schließlich kannst du weitere Mulden befüllen und Hütchen draufstellen. Dein Hund wird nun Spaß dabei haben, das Futter zu finden.


ABER: Sobald er das Spiel verstanden hat, ist es natürlich auch nicht mehr besonders schwierig. Das heißt, auch dann könntest du eventuell enttäuscht sein, weil dein Hund in Zukunft das Spiel so schnell löst und es keine große Herausforderung mehr ist. Dann ist DEINE Intelligenz gefragt: Wie kannst du den Schwierigkeitsgrad ein bisschen erhöhen, um das Spiel wieder interessant zu machen? Übrigens musst du kein teures Brettspiel kaufen, um das "Hütchenspiel" mit deinem Hund zu spielen.


Mein Tipp

Mach das Spiel mit leeren Joghurtbechern auf einem Teppich oder einer Decke. Das ist mindestens genauso lustig und kostet dich keinen Cent.

 

Buchempfehlung:

Christina Sondermann, Das große Spielebuch für Hunde. Cadmos Verlag: 2014.


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