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AutorenbildSarina Kriechbaum

Hundetraining anders gedacht

Wenn man an Hundetraining denkt, so stellen sich die meisten Menschen vor, dass man in einer Hundeschule dem Hund beibringt, in Fuß-Position zu gehen, zu sitzen oder zu liegen, und dass der Hund auf den Befehl "Hieeeeer!" freudig zum Menschen rennt. Weiters soll der Hund natürlich lernen, im sozialen Umfeld des Menschen brav zu sein und zu folgen. Das ist das Minimum. Darüber hinaus gibt es Hundehalter:innen, die bei Hundetraining auch an verschiedene Hundesportarten wie Agility, Rally Obedience, Canicross oder Treibball denken, weil sie mit dem Hund gemeinsam Sport treiben wollen. Auch das ist äußerst beliebt.

Doch man könnte bei dem Gedanken an "Hundetraining" auch an ganz etwas anderes denken, nämlich an "hundegerechtes Training". Dann muss man allerdings beim Training wirklich an den Hund denken ;-) Das führt zur Überlegung: "Was wollen Hunde eigentlich?" Oder auch: "Was können Hunde besonders gut?" Nun ist der Sprung zur Superpower der Hunde nicht mehr weit: der Geruchssinn. Was können Hunde millionenfach besser als wir? Riechen.

  • Was wäre, wenn es im Hundetraining wirklich um den Hund ginge?

  • Was wäre, wenn Hundetraining das immense Potential des Hundes - den Geruchssinn - miteinbeziehen würde?

  • Was wäre, wenn man im Hundetraining versuchen würde, gemeinsam MIT dem Hund etwas zu machen, anstatt dem Hund Befehle zu erteilen und ihn zu dressieren?

Mein Alltag als Hundetrainerin (und da bin ich sicher keine Ausnahme) sieht größtenteils so aus, dass ich zu Kund:innen fahre oder diese mit ihrem Hund zu mir kommen und ich versuche, ihnen ihren Hund zu erklären. Dabei stoße ich leider immer wieder auf 3 Grundprobleme:

  1. Der Hund hat chronischen Stress.

  2. Es gibt große Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Mensch und Hund.

  3. Der Hund wird nicht ernst genommen und daher werden seine Bedürfnisse nicht befriedigt.

Nun könnte man sagen, die Lösung ist, man arbeitet an den Auswirkungen dieser oben genannten Probleme, also an den diversen "Problemverhalten" des Hundes, z.B. Menschen anspringen, am Gartenzaun bellen, andere Hunde anpöbeln, an der Leine ziehen und - der Klassiker - auf den Rückruf nicht hören, um nur ein paar zu nennen. Was ist zu tun? Dem Hund muss ein besseres Gehorsam beigebracht werden.

Wenn man so denkt, werden aber die Probleme des Hundes einfach ignoriert. Der Hund hat nämlich in Wahrheit 3 Probleme:

  1. Er hat Stress (ausgelöst durch viele verschiedene Faktoren im Alltag).

  2. Der Mensch versteht den Hund nicht und kommuniziert so unklar mit dem Hund, dass dieser den Menschen nicht verstehen kann.

  3. Er wird nicht ernst genommen und seine Bedürfnisse werden großteils ignoriert.

Gehorsamstraining hilft dem Hund in keiner Weise. Im Gegenteil, macht wahrscheinlich alles noch schlimmer.


Wenn man Training anders denkt und sich entscheidet, dem Hund wirklich helfen zu wollen, indem man auf seine Probleme eingeht, dann gibt es dafür eine Lösung. Diese heißt Nasenarbeit. Nasenarbeit bedeutet, dass man dem Hund gezielte Aufgaben stellt, die er mit seinem Geruchssinn lösen kann. Nasenarbeit ist jede Aktivität, wobei der Hund seine Nase einsetzt, um eine Aufgabe zu lösen. Es ist ein natürliches Verhalten des Hundes und gehört somit zu den Grundbedürfnissen. Im Alltag mit uns Menschen dürfen Hunde dieses Grundbedürfnis meist viel zu wenig ausleben, was zu richtig schlimmen Verhaltensproblemen bei Hunden führen kann. Und wenn du, lieber Leser/liebe Leserin, jetzt sagst: "Aber mein Hund schnüffelt ja die ganze Zeit beim Spaziergang," dann muss ich dir leider sagen, dass das keine Nasenarbeit ist. Oder würdest du das Lesen der Tageszeitung als Recherche oder Nachforschung bezeichnen, bei der du dein Köpfchen anstrengen musst, um eine Aufgabe zu lösen? Stell dir mal vor, wenn du jeden Tag (oder gar nur jeden zweiten Tag) die Tageszeitung zu lesen bekämst, aber ansonsten keine Gelegenheiten hättest, dein Gehirn zu trainieren? Also keine andere Arbeit hättest. Würdest du dann nicht auch mit der Zeit Verhaltensprobleme bekommen?

(Ja, ich weiß, der Vergleich hinkt etwas, denn es gibt auch Menschen, die trotz täglicher Arbeit und Freiheit Verhaltensprobleme haben…Aber ich denke, du weißt schon, was ich meine.)

Hunde sind sehr intelligente und emotionale Tiere. Das muss ich sicher keiner Hundehalterin beweisen. Aus dem Grund müssen wir Hunden auch zugestehen, dass sie andere Bedürfnisse haben als wir. In vielen Dingen sind sie uns zwar sehr ähnlich, aber der Geruchssinn des Menschen unterscheidet sich um Welten vom Geruchssinn des Hundes. Das vergessen wir viel zu oft. Als Hundehalter:innen müssen wir Hunden die Gelegenheit geben, ihre Superpower auch ausleben zu dürfen. Das geht am besten durch Nasenarbeit.


Aus diesem Grund denke ich, dass Hundetraining anders gedacht werden sollte. Weg von der Idee, dass man Hunde dressieren muss, irgendwelche Tricks für uns zu performen. Damit wird man Hunden einfach nicht gerecht.


Willst du mehr über Nasenarbeit und die Vielzahl an Möglichkeiten wissen, dann schau dich gern auf der Webseite um: www.nasenarbeit-hunde.com

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