Es gibt 8 grundlegende Bedürfnisse, die bei Welpen unbedingt erfüllt sein müssen, damit sie zu glücklichen und ausgeglichenen Hunden heranwachsen. Wenn du sicher stellst, dass diese Bedürfnisse bei deinem Welpen von Anfang an gedeckt sind, dann wirst du auch mit deinem Hunde-Teenie viel weniger Probleme haben, weil ihr eine sichere Basis habt.
Was sind also diese 8 Bedürfnisse?
Sicherheit
Schlaf
Bewegung
Wasser
Futter
Toilette
Mentale Stimulation
Wahlmöglichkeiten
Das Bedürfnis nach Sicherheit hat für Welpen selbstverständlich absolute Priorität. Ein Welpe ist ein Baby. Er kann alleine nicht überleben. Daher ist es logisch, dass das Sicherheitsbedürfnis sehr wichtig ist.
Doch was braucht ein Welpe, um sich sicher zu fühlen? Er braucht die Nähe zu einem anderen Tier (die Mutter, ein Mensch, ein anderer erwachsener Hund, etc.), das sich um ihn kümmert und ihn vor Gefahren schützt. Wenn der Welpe bei dir einzieht, musst du ihn in allererster Linie beschützen, sodass er von Anfang an lernt, dass er sich auf dich verlassen kann, da du ihn schützt, wenn er sich überfordert fühlt oder wenn er Angst hat. Das heißt natürlich im Umkehrschluss, dass du rund um die Uhr für deinen Welpen da sein musst. Er muss immer Zugang zu dir haben, falls er etwas braucht.
Denkst du dir jetzt "Wie gut, dass ich mir 2 Wochen frei genommen habe, wenn mein Welpe einzieht"? Das ist zwar gut, aber nicht genug. Denn wie lange ist denn ein Welpe eigentlich ein Welpe? Zumindest bis zur 20. oder 22. Lebenswoche. Bis dahin darf der Welpe nicht für mehr als 10-15 Minuten allein gelassen werden. Welpen können schnell Ängste entwickeln, mit denen der Hund und auch du dann ein Leben lang zu kämpfen habt. Aber wenn du von Anfang an ein paar Grundregeln beachtest, wie "Lass den Welpen nicht allein und sperr ihn nirgends ein", dann habt ihr schon mal einen guten Start, denn so kannst du mit deinem Vierbeiner eine Alltagsroutine entwickeln, die ihm Sicherheit gibt. Vorhersehbarkeit spielt eine große Rolle für das Bedürfnis nach Sicherheit. Läuft dein Hund dir überall hin nach, schaut dich oft fragend an? Das macht er vielleicht deshalb, weil er nicht weiß, was als nächstes passieren wird, weil ihr keine stabile Alltagsroutine habt (oder er das als Welpe nicht kennen gelernt hat). Gib dem Welpen also erstmal Sicherheit durch Routine (und mit der Zeit führst du langsam neue Situationen in den Alltag ein).
Ach ja, noch etwas ist wichtig, wenn es um Sicherheit geht: Auch Welpen haben ein Recht auf ihren persönlichen Freiraum. Sie wollen nicht ständig von uns betatscht, geknuddelt und aufgehoben werden. Leg dich nicht zum Welpen ins Bett, heb ihn nicht dauernd auf, um ihn dorthinzustellen, wo du ihn haben willst, usw. Gib dem Welpen seinen Freiraum.
Das zweite Bedürfnis ist Schlaf. Welpen brauchen gaaaanz viel Schlaf. Das hat sich mittlerweile schon herumgesprochen. 20 Stunden am Tag. Obwohl das den meisten Welpeneltern bewusst ist, achten doch viele nicht so gut darauf, wie sie sollten.
Warum nicht? Weil sich die Schlafenszeiten von Welpen mit unseren Wachzeiten überschneiden. Welpen sind sehr neugierig. Wenn wir irgendetwas machen, sind sie daran interessiert und wollen wissen, was los ist. Im Idealfall sollten wir Menschen also uns ruhig verhalten, wenn der Welpe schläft, denn nur dann ist gewährleistet, dass auch die Schlafqualität stimmt. Den Welpen in ein separates Zimmer zu sperren, wo er "in Ruhe" schlafen kann, wird nicht funktionieren. Hunde sind soziale Schläfer und besonders Welpen werden nicht gut schlafen, wenn man sie weg- oder einsperrt, z.B. in eine Box. Der Welpe wird Ängste entwickeln, weil sein Bedürfnis nach Sicherheit verletzt ist. Welpen müssen Zugang zur Bezugsperson haben, die sich um sie kümmert, wenn sie etwas brauchen. Was ist noch wichtig für einen gesunden Schlaf? Die richtige Temperatur, ein bequemer Liegeplatz, wo der Hund sich ganz ausstrecken kann, die Freiheit, den Liegeplatz wechseln zu können, satt zu sein, keine Schmerzen und keinen Stress zu haben. Was können die Folgen von Schlafmangel sein? Ich glaube, das können wir gut an uns selbst nachvollziehen. Wie oft bist du schon wach gelegen, weil du nicht schlafen konntest? Wie hast du dich am nächsten Tag gefühlt? Wie ist das, wenn es immer wieder oder mehrere Nächte hintereinander passiert? Die Lebensqualität sinkt gewaltig, weil der Körper unter Stress steht. Man hat mehr Hunger, die Körpertemperatur kann nicht mehr so gut geregelt werden und einem wird leicht kalt, man kann sich Dinge nicht mehr so gut merken, weil die Konzentrationsfähigkeit nachlässt, uvm. Bei Hunden ist es ganz gleich. Als Folge dessen werden sie grantig, ungeduldig, schneller frustriert und schließlich auch leichter krank, weil das Immunsystem geschwächt ist. Du siehst also, Schlaf und Schlafqualität haben sehr viel mit Lebensqualität und Stress zu tun. Um gesund und zufrieden aufzuwachsen, brauchen Welpen um die 20 Stunden Schlaf pro Tag. Die Welpenzeit dauert ungefähr 5,5-6 Monate. So lange sollten wir unseren Lebensstil dem Welpen anpassen. Wenn das nicht möglich ist, wäre es besser, sich keinen Welpen zu nehmen.
Das nächste ist das Bedürfnis nach Bewegung. Diese ist natürlich auch sehr wichtig, weil sich nur so die Muskeln und Sehnen entwickeln können. Doch wie viel Bewegung braucht ein Welpe? Das ist eine oft gestellte und diskutierte Frage, auch in den sozialen Medien.
Wir wissen, dass die Gelenksfugen bei Welpen noch nicht geschlossen sind, daher darf Bewegung auf keinen Fall die jungen Gelenke strapazieren. Außerdem müssen Welpen erst Muskeln aufbauen und auch das braucht Zeit. Jede von uns, die das schon mal im Fitnessstudio probiert hat, weiß wovon ich spreche.
Was soll ich also mit meinem Welpen machen? Bis zur 12. Woche brauchst du noch gar nicht mit ihm Spazieren gehen. Es reicht vollkommen, ihn erst mal an sein neues Zuhause und die Umgebung zu gewöhnen. Geh einfach mit ihm in den Garten oder pack ihn mal ins Auto und fahre in einen Park. Dort lässt du den Welpen die Welt erkunden, und zwar in seinem eigenen Tempo. Welpen brauchen keine Motivationsgesänge von uns, sie sind von Natur aus neugierig. Erkundungsverhalten ist angeboren. Du brauchst keine Bälle zu werfen (oder zu rollen), du brauchst den Welpen nicht dazu anspornen, doch "Hallo" zu anderen Hunden oder Menschen zu sagen, du brauchst ihn nicht drängeln, schneller zu gehen. Lass ihn so tun, wie er will. Welpen bleiben oft stehen, schauen sich nur um, nehmen ihre Umwelt wahr und lernen so, was für sie ungefährlich ist. Dein Job als Mensch ist einfach nur, da zu sein.
Wasser und Futter fasse ich jetzt mal zusammen. Wasser muss dem Hund immer zur Verfügung stehen, auch in der Nacht. Es ist ein absolutes Grundbedürfnis und überlebensnotwendig. Folge nicht dem Rat, den ich schon öfters gehört habe, dem Welpen das Wasser über Nacht wegzunehmen, damit er nicht so viel trinkt und aufs Klo gehen muss. Das ist unfair und gemein. Wenn du den Eindruck hast, dass dein Welpe viel Wasser trinkt, dann überprüfe mal das Futter, das du ihm gibst. Ist Salz drin? Wenn du deinem Hund Nassfutter oder rohes Fleisch gibst, wird er weniger trinken, weil im Futter Flüssigkeit enthalten ist.
Die Fütterung von Hunden hat sich mittlerweile zu einer Religion entwickelt. Ich persönlich glaube nicht, dass es die EINE richtige Fütterung gibt, werde aber darauf nicht näher eingehen. Ich möchte alle Welpeneltern dazu ermutigen, sich mit dem Thema selbst auseinanderzusetzen. Die richtige Ernährung ist für Hunde genauso wichtig wie für uns Menschen, da sie nicht nur unsere Gesundheit beeinflusst, sondern auch das Verhalten des Hundes.
Was mir aber genauso wichtig ist, ist die Frage "Wie oft und wie viel soll ich meinem Welpen füttern?" Welpen sollten mehrere Male am Tag gefüttert werden, ich habe Luna 4-6 Mal gefüttert. Ich finde es wichtig, dass Welpen nicht hungern. Wenn Luna oft nach ihrer Mahlzeit noch Hunger hatte, habe ich ihr einfach einen Teller gekochtes Gemüse gegeben, oder etwas zu kauen. Sie hat als Welpe sehr schnell gefressen (geschlungen), jetzt frisst sie etwas langsamer. Es ist auch von Vorteil, wenn man Nassfutter oder Fleisch füttert, weil Hunde dann sowieso automatisch mehr Lecken müssen, wenn das Futter ein bisschen in der Schüssel kleben bleibt. Zusätzlich ist es wichtig, dass Welpen ausreichend Gelegenheit zum Kauen bekommen, am besten große Knochen mit Knorpeln und Sehnen. Das ist einerseits gesund und andererseits eine hervorragende Beschäftigung für die jungen Hunde (und auch später für erwachsene).
Generell zum Füttern ist zu sagen, dass der Welpe in Ruhe und Sicherheit fressen können soll. Es sollte stressfrei sein! Lass deinen Welpen nicht für sein Fressen arbeiten, wie es so oft propagiert wird. Die Hauptmahlzeiten sollten nicht an Bedingungen geknüpft sein. Dein Welpe wird viel eher zu einem selbstsicheren, ausgeglichenen Hund, wenn er weiß, dass er nicht um sein Futter "kämpfen" muss. WICHTIG: Nimm deinem Welpen das Futter NIE weg! Wer die soetwas rät, hat keine Ahnung von Hunden. Wenn du das machst, wird dein Welpe beginnen, sein Futter zu verteidigen, weil er dir nicht traut. Das gilt auch für Knochen oder andere Ressourcen. Du kannst mit deinem Welpen natürlich üben, Dinge zu tauschen und freiwillig herzugeben, aber das ist ein anderes Thema.
Eines der wichtigsten Dinge, die du machen kannst, ist, deinem Welpen Sicherheit und Abwechslung zu bieten, wenn es ums Fressen geht. Je mehr dein Welpe von dir bekommt und kennen lernt, desto weniger wichtig wird es für ihn sein, draußen auf Futtersuche zu gehen und alles vom Boden zu fressen. Das Thema Futter ist extrem umfangreich. Lass dich beraten und höre auf deinen gesunden Menschenverstand.
Das Bedürfnis aufs Klo zu gehen, wenn man muss, ist das nächste Thema. Hunde sind die einzigen Tiere, die nicht aufs Klo gehen dürfen, wann sie wollen - zumindest die Hunde, die wir als Haustiere halten. Das muss man sich mal vorstellen! Was glaubst du, wie das für den Hund ist, wenn er immer entweder warten muss, bis ihn jemand rauslässt oder bitten muss, rausgelassen zu werden. Wie stressig ist das für den Hund? Was denkst du? Daher achte darauf, dass du mit deinem Welpen regelmäßig rausgehst, anfangs alle 45 Minuten und immer nach dem Schlafen, kurz nach dem Fressen, kurz nachdem er Wasser trinkt und nach dem Spielen. Bitte, stelle das Klogehen nicht unter Signal. Das ist ebenfalls eine Form von Kontrolle, die du leicht vermeiden kannst. Am besten wäre es, wenn dein Welpe freien Zugang zum Garten hat und immer selbst rausgehen kann, wenn er aufs Klo muss. Wenn das nicht möglich ist, musst du deinen Welpen genau beobachten und die Signale rechtzeitig erkennen. Schnüffelt er kurz am Boden? Dreht er sich ein Mal im Kreis? Geht er kurz unruhig auf und ab? Das könnten alles Zeichen sein, dass er sofort hinaus muss. Lass ihm draußen genügend Zeit. Drängeln hilft gar nichts. Es geht auch dabei wieder um das Thema Sicherheit. Wenn der Welpe draußen nervös und unsicher ist, wird er nicht aufs Klo gehen. Also achte auch darauf, dass nicht zu viele Ablenkungen um den Hund herum sind. Jeder Welpe wird irgendwann stubenrein werden, bei manchen geht es schneller als bei anderen. So ist das nun mal. Unsere Aufgabe ist es, das erstmal so zu akzeptieren und dem Welpen ausreichend Gelegenheit zu bieten, es richtig machen zu können, also sich im Freien zu erleichtern und nicht im Haus. Und bitte: Führe keine Freudentänze auf, wenn dein Hund draußen pinkelt. Das ist wirklich nicht notwendig. Ich frag mich schon manchmal, was sich Hunde denken, wenn wir uns so aufführen...?
Die Bedürfnisse, die ich bis jetzt aufgezählt habe (Sicherheit, Schlaf, Bewegung, Futter, Wasser, Toilette) sind sicher keine Überraschung für dich. Aber wie ist es mit mentaler Stimulation? Hast du gewusst, dass das auch ein Grundbedürfnis für Hunde ist? Sie ist absolut notwendig für die Entwicklung des Welpen und für sein Wohlbefinden. Man sollte unbedingt schon mit Welpen beginnen. Was ist mentale Stimulation? Alles, wozu der Hund sein Gehirn anstrengen muss, z.B. Probleme lösen und neue Dinge erkunden (wie auf dem Foto). Die beste Möglichkeit, um Hunde mental (also geistig) zu beschäftigen und gleichzeitig selbst Spaß dabei zu haben, ist Nasenarbeit. Das bedeutet, dass der Hund gezielt seine Nase einsetzt, um eine Aufgabe oder ein Problem zu lösen. Das machen Hunde sehr, sehr gern, solange wir keinen Druck auf sie ausüben. Man muss also schon wissen, wie man das angeht. Nasenarbeit ist hervorragend geeignet, um die Konzentration zu fördern oder das Selbstbewusstsein zu stärken. Man sollte das auf jeden Fall schon mit Welpen beginnen. Nasenarbeit kann auch einen beruhigenden Effekt haben, da Schnüffeln den Puls senkt. Also wenn ein Hund sehr aufgeregt ist, kann man Schnüffeln einsetzen, um ihn zu beruhigen. Viele Hunde setzen es sogar selbstregulierend ein, wenn sie nervös sind. Wichtig ist, dass du die mentale Stimulation, geistige Beschäftigung (wie auch immer du es nennst) in euren Alltag einplanst. Es ist ein Grundbedürfnis.
Nun zum letzten Grundbedürfnis: Wahlmöglichkeiten. Wahlmöglichkeiten und Selbstbestimmung sind wichtig für fühlende Wesen, wie wir und auch unsere Hunde es sind. Nun ist es aber so, dass wir unsere Welpen und Hunde im Prinzip in Gefangenschaft halten. Sie haben meist nur sehr wenig bis gar keine Wahlmöglichkeiten. Denk darüber mal kurz nach. Worüber entscheidest du? Über das Futter, wann der Hund aufs Klo gehen darf, wo er aufs Klo gehen darf, mit welchen Hunden er spielen darf, wo er spazieren gehen darf, was er lernen muss, wann er trainieren muss, usw. Es ist natürlich in unserer Welt nicht leicht, unserem Hund Freiheiten und Wahlmöglichkeiten zu geben. Hunde dürfen bei uns nicht einfach frei herumlaufen, wie sie wollen. Wir kontrollieren ihr Leben, lassen sie meist nichts selbst entscheiden. Das führt allerdings zu psychischer Abhängigkeit, was wiederum zu einer Reihe von Verhaltensproblemen führen kann. Wahlmöglichkeiten zu haben und Dinge selbst eintscheiden zu dürfen sind daher ein Grundbedürfnis, das schon bei Welpen beginnt. Welpen brauchen natürlich unseren Schutz. Das ist klar. Aber um später einen souveränen, erwachsenen Hund zu haben, dem ich vertrauen kann, muss ich schon mit dem Welpen beginnen, ihm bestimmte Entscheidungen selbst zu überlassen. Wie soll er es denn sonst lernen? Was könnten solche einfachen Entscheidungen sein? Du könntest deinem Welpen 5 verschiedene Kauknochen anbieten (einfach in einer Reihe auf den Boden legen) und ihn selbst entscheiden lassen, welchen er heute gern kauen möchte. Die anderen räumst du dann weg und bietest sie morgen wieder an. Du könntest deinem Welpen verschiedene Bettchen und Ruheplätze anbieten und er kann IMMER selbst entscheiden, wo er gern liegen möchte. Du könntest das Spielzeug des Welpen in eine Kiste tun, die aber frei zur Verfügung steht, d.h. der Welpe kann immer entscheiden, wann er mit welchem Spielzeug spielen möchte. Falls du einen Garten hast, könntest du die Tür einen Spalt offen lassen, sodass der Welpe selbst entscheiden kann, wann er raus und rein geht. Du siehst schon, was ich mit Wahlmöglichkeiten meine. Das sind alles Dinge, die für deinen Hund wichtig sind und über diese soll er so oft wie möglich selbst entscheiden können. Ich verspreche dir, wenn du das mit deinem Welpen schon übst, wirst du später mit deinem Junghund und erwachsenen Hund viel weniger Probleme im Alltag haben, weil dein Hund selbstbewusst ist und selbständig denken darf. Wir dürfen das unseren Hunden nicht verbieten. Hunden muss es erlaubt sein, erwachsen zu werden.
Alles Liebe
Eure Sarina
Empfohlene Literatur:
Stephanie Rousseau and Turid Rugaas, "How to Raise a Puppy. A dog-centric Approach"
Julia Robertson, "How to Build a Puppy into a healthy adult dog"
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